Geschichte der Kirchengemeinde
Ein Blick zurück...
Die Evangelische Kirchengemeinde Brühl besteht seit dem 1. Oktober 1913 als selbstständige Kirchengemeinde mit eigener Pfarrstelle. Zuvor gehörten die Evangelischen zum Kirchspiel Schwetzingen, seit 1904 als Filialgemeinde mit eigenem Vikar.
Die sehr bescheidenen Anfänge der evangelischen Gemeinde lassen sich bis zum Jahr 1610 zurückverfolgen. 1556 wurde die Reformation in der Kurpfalz (reformiert) und in der Markgrafschaft Baden-Durlach (lutherisch) eingeführt. Damals gehörte der kleine Ort Brühl dem Bistum Speyer und blieb darum wie seine Herrschaft katholisch. Als am 31. Dezember 1600 die Linie der Herren von Handschuhsheim erloschen war, fiel ein Viertel ihres Lehens in Brühl an die Kurpfalz. Bald darauf wurde durch die kurpfälzische Obrigkeit aus Heidelberg die Reformation auch hier eingeführt, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Die Filiale Brühl wurde 1610 der reformierten Gemeinde Schwetzingen zugeordnet. In der folgenden Zeit gab es mit den Katholiken und dem Bistum Speyer immer wieder Auseinandersetzungen um die Nutzung der kleinen Kirche, die auf dem Platz der heutigen katholischen Schutzengelkirche stand und zunächst den Reformierten zugewiesen wurde. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts Brühl zählte damals 170 Katholiken und ganze sieben Reformierte wurde sie für etwa 25 Jahre in ökumenischer Eintracht gemeinsam genutzt. Da sie baufällig war, wurden an ihrer Stelle zwei wiederum recht kleine Kirchen nebeneinander gebaut: 1751/52 die erste katholische Schutzengelkirche, 1751-1772 das reformierte Gotteshaus (9 mal 15 m groß). Um 1825 musste letztere abgerissen werden, ihre Steine fanden für den Neubau des evangelischen Schulhauses (in der heutigen Mühlgasse) Verwendung. Trotz einiger Initiativen sollte es bis zum Jahr 1888 dauern, bis die ständig wachsende evangelische Gemeinde wieder ein eigenes Gotteshaus hatte.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, als um das Jahr 1650 Brühl gerade acht männliche Einwohner zählte und der Schultheiß Hans Georg Schirmer der winzig kleinen reformierten Gemeinde vorstand, zog mit einem Taglöhner ein erster Lutheraner nach Brühl. Das Nebeneinander der beiden reformatorischen Konfessionen und Gemeinden begann.
Anfang des 19. Jahrhunderts zogen mennonitische Familien nach Rohrhof. Mit der badischen Union von 1821 gab es nur noch eine vereinigte Evangelisch=Protestantische Gemeinde. In dem Kirchenbuch wurde die Vereinigung so vermerkt: Für die vereinigte Evangelisch=Protestantische Kirche zu Brühl und Rohrhof, Anfangend mit dem 28. Oktober 1821, als dem feyerlichen Vereinigungstag der beiden ev.prot. Kirchen zu Schwetzingen, Brühl u. Rohrhof, Oftersheim und Plankstadt. Schwetzingen im November 1821 L. Rettig, ehemaliger Ev. Reform. Pfarrer dahier.
Die evangelische Gemeinde begann zu wachsen. 1825: 141 Seelen (mit Mennoniten), 1847: 160, um 1850 wanderten vierzig Evangelische aus, 1857: 149, 1864: 182, 1888: 220.
Nachdem in der Zeit von 1855 bis 1858 eine groß angelegte Initiative für einen Kirchenbau ihr Ziel nicht erreichte hatte, wurde ab 1880 ein neuer Anlauf unternommen. Als Ergebnis entstanden in den Jahren 1888 bis 1913 am damaligen Ortsrand von Brühl Richtung Schwetzingen drei kirchliche Gebäude, zusammen das erste evangelische Gemeindezentrum (heute Kirchenstraße 1 bis 5)
Es bestanden auch Pläne, auf dem Gelände hinter der alten Kirche einen Kirchenneubau mit 548 Sitzplätzen zu errichten. Sie wurden aber nach Ausbruch des 1. Weltkriegs zurückgestellt und nie wieder aufgegriffen.
Die nachhaltige Entwicklung des Gemeindeaufbaus war besonders mit dem Namen Abraham Lindner verbunden. Abraham Lindner, dessen Vater Michael 1849 bis 1870 Bürgermeister von Brühl war, gehörte fünfzig Jahre lang dem Kirchengemeinderat an und starb 1932 im Alter von 90 Jahren.
In das Obergeschoss des neuerbauten Gemeindehauses zog im November 1904 Vikar Albert Graf. Zu den damals 396 Evangelischen der Filialgemeinde Brühl hatte er auch die 59 Evangelischen in Ketsch zu betreuen. (Nach der Volkszählung von 1905 gab es in Brühl und Rohrhof 1886 Katholiken und 396 Evangelische.)
Die Pfarrer, Vikare und Pfarrvikare/innen der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl
1904 bis 1907 Albert Graf (Vikar)
1907 bis 1909 Lic. Walter Göbel (Vikar)
1909 bis 1926 Adolf Gerhard (Vikar, ab 1913 Pfarrer)
1926 bis 1945 Friedrich Fath (Pfarrer)
1946 Adolf Henrici (Vikar, Verwaltung)
1946 bis 1951 Karl Backfisch (Pfarrer)
1951 bis 1971 Paul Askani (Pfarrer)
1972 bis 1977 Walter Steinbach (Pfarrer)
1978 bis 1989 Jürgen von Rhöneck (Pf. ab 1987 Pfarrer in Brühl)
1979 bis 1981 Dr. Renate Wind (Pfarrvikarin)
1981 bis 1983 Reinhard Kunkel (Pfarrvikar)
1983 bis 1984 Rita Makarinus (Pfarrvikarin)
1984 bis 1985 Almut Herrmann (Pfarrvikarin)
1985 bis 1999 Gerd Stühlinger (Pfarrvikar, ab '87 Pf. in Rohrhof)
1990 bis 2005 Oskar Ackermann (Pfarrer in Brühl)
2008 bis 2009 Steffen Groß (Pfarrvikar)
2005 bis 2009 Karl-Heinz Bothe (Pf., Seelsorgebezirk Brühl)
2009 bis 2010 Kurt Vesely (Pfarrvikar)
2000 bis 2013 Andreas Maier (Pf., Seelsorgebezirk Rohrhof)
2010 bis 2021 Almut Hundhausen-Hübsch (Pf., Seelsorgebezirk Brühl)
2019 bis heute Marcel Demal (Pfarrer)
Die Lehrvikare/innen der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl
2004 - 2006 Sandra Kamutzki
2000 - 2008 Kathrin Bormann
2008 - 2010 Sandra Alisch
2010 - 2012 Philip van Oorschoot
Am 1. April 1905 wurde im Erdgeschoss des Gemeindehauses die Kleinkinderschule eröffnet, der heutige Regine-Jolberg-Kindergarten. Im Herbst 1913 begann nach einem Umbau des Gemeindehauses die Krankenpflegestation ihre Tätigkeit. Die Kinderschulschwester war Diakonisse aus dem Mutterhaus Karlsruhe und die Krankenschwester wurde vom Diakonissenhaus Mannheim gestellt.
Im Januar 1908 wurde der Kirchenchor in den Evang. Kirchengesangsverein für Baden aufgenommen.
Für die Zeit des Nationalsozialismus ist im Pfarramtsarchiv wenig nachzulesen. Hinweise für ein Engagement im Sinne der Bekennenden Kirche ließen sich nicht finden. Der Kindergarten wurde von Mai 1942 bis Mai 1945 als NSV-Kindergarten geführt, für Haus und Wohnung zahlte die politische Gemeinde 35 Mark Monatsmiete.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Pfarrhaus und Gemeindehaus Flüchtlinge aufgenommen. Gemeindeleben und Gemeindearbeit begannen, sich neu zu orientieren. 1949 war die evangelische Gemeinde auf 1315 Seelen angewachsen.
An das, was jetzt folgt, können sich noch viele erinnern:
1950/51
Das Gustav-Adolf-Haus in der Kaiserstraße 2 entsteht. Hier kann sich das Gemeindeleben für den Gemeindeteil Rohrhof weiter entwickeln. Die Gottesdienste waren bisher in einem Schulsaal gefeiert worden.
1951
Zwei neue Glocken für die Kirche und eine Glocke für das Gustav-Adolf-Haus werden am 27. Oktober 1951 feierlich eingeweiht. Die katholische Kirchengemeinde stellt ihr mehr beschafftes Glockenmetall zu dem niedrigsten Einkaufspreis zur Verfügung.
1957
Die Kirche wird umfassend renoviert und mit einem Choranbau erweitert. Zwischen Kirche und Pfarrhaus wird die Sakristei gebaut.
Ab 1960
Über den Neubau einer Kirche für den Rohrhof wird nachgedacht. Ende der 60er Jahre beginnen Gespräche mit der politischen Gemeinde für den Bau eines künftigen Gemeindezentrums.
1967
Der Kindergarten Rohrhof wird im Gemeindesaal des Gustav-Adolf-Hauses gegründet (mit auf fünf Jahre befristeter Sondergenehmigung).
1974/75
Nach Abriss des Gustav-Adolf-Hauses wegen Baufälligkeit wird an der derselben Stelle ein neuer zweigruppiger Kindergarten mit Gemeindesaal (im Obergeschoss) gebaut. Der Johanneskindergarten hat seit 1975 als erste Einrichtung in Brühl eine Gruppe als Kindertagesstätte im Angebot.
1979
Brühl bekommt eine Pfarrvikariatsstelle, da die Zahl der Gemeindeglieder im Jahr 1978 auf über 4.400 angewachsen war.
1980
Das Grundstück für das geplante Gemeindezentrum wird gekauft. Ein ökumenischer Arbeitskreis beginnt mit regelmäßigen Treffen. Er schreibt 1983 einen öffentlichen Wettbewerb für ein Brühler Ökumene-Symbol für aus. Der damals beste Entwurf von Erich Reichert ist das Logo der Ökumene Brühl.
1983/84
Auf dem Gelände des Brühler Pfarrgartens entsteht eine neue zweigruppige Einrichtung,der Evang. Kindergarten Heiligenhag. Ein Teil des Kellers wird für die Jugendarbeit genutzt.
1984
Zum 1. Januar 1984 wird die 2. Pfarrstelle Brühl errichtet, kann aber zunächst nicht besetzt werden. Mit Gerd Stühlinger, der ab September 1985 als Pfarrvikar den Pfarrdienst versah bzw. verwaltete, bekommt der Rohrhof zum 1. November seinen ersten Pfarrer. Die beiden neugebildeten Pfarrgemeinden Brühl und Rohrhof arbeiten eng zusammen, das gemeinsame Pfarramtsbüro bleibt im Brühler Pfarrhaus.
1988
Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum wird die Kirche renoviert. Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt hält am 28. August 1988 in einem Festzelt die Festpredigt. Der von Thomas Feldmann (Bad Herrenalb) gestaltete Wandbehang hinter dem Altar kann mit der Jubiläumsgabe der politischen Gemeinde bezahlt werden.
1993
Die Nachbarschaftshilfe beginnt ihre Arbeit.
1993/94
In der Hockenheimer Straße 3 wird zunächst das Pfarrhaus Rohrhof gebaut und
1995/96
das Gemeindezentrum.
Am 22. Dezember 1996 ist die feierliche Einweihung durch Prälatin Ruth Horstmann-Speer, Mannheim. Im Gemeindesaal in der Kaiserstraße 2 finden keine gemeindlichen Veranstaltungen mehr statt, im Gemeindehaus Brühl ist ihre Zahl nun reduziert. Die Räumlichkeiten im Gemeindezentrum werden auch für Familien-feiern wie Vereins- und Firmenveranstaltungen vermietet. Im Keller nistet sich Basement ein, der kommunale Jugendtreff (bis 2003).
1995
Die Kirche erhält für ihren Altar vier neue Paramente (grün, rot, violett und weiß), gestaltet von Thomas Feldmann.
1998
Zu ihrem 85. Geburtstag am 1. Oktober 1998 bekommt die Evang.Kirchengemeinde Brühl ihr von Kai-Dieter Krebs gestaltetes Logo. Es zeigt den Bogen der Kirchentür und den Dachreiter des Gemeindezentrums, dazu das Kreuz als das Zeichen der christlichen Gemeinde. Die Evang. Kirchengemeinde Brühl will eine offene Gemeinde sein, in der alle herzlich willkommen sind, die in ihre Tür eintreten, und bietet ein Dach für alle, die Geborgenheit und Gemeinschaft, Trost und Halt, Gespräch und Zuspruch suchen.
2001
Der Glockenturm für das Gemeindezentrum wird gebaut und am 21. Juni 2001 findet im Rahmen des Gemeindefestes die Glockenweihe statt. Über der neuen Glocke (Umschrift: Gott ist die Liebe) hängt die die 1951 gegossene kleinere Glocke, die 50 Jahre lang in der Kaiserstraße ihren Platz hatte. Am 9. Dezember 2001 wird die neue Vier-Orgel im Gemeindezentrum durch Landesbischof Dr. Ulrich Fischer geweiht.
2005
Als eine der ersten Gemeinden im Bereich des Erzbistums Freiburg und der Badischen Landeskirche unterzeichnen am 27. Februar 2005 die Verantwortlichen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Brühl eine Ökumenische Rahmenvereinbarung zur Partnerschaft und Zusammenarbeit. In ihr wird verbindlich das ökumenische Miteinander geregelt, das sich in den letzten Jahren stetig und vorbildlich entwickelt hatte. Der Regine-Jolberg-Kindergarten ist 100 Jahre alt und am 11./12. Juni 2005 wird mit einem bunten Fest 100 Jahre Evang. Kindergartenarbeit in Brühl gefeiert. Aufgrund der von der Landeskirche vorgegebenen Sparmaßnahmen muss im Sommer 2005 das Gemeindehaus in der Kirchenstraße 5 verkauft werden. Zum 1. September 2005 wird das Gruppenpfarramt mit den Seelsorgebezirken Brühl und Rohrhof errichtet.
2012
Im Mai diesen Jahres entscheidet sich die Ökumenische Gemeinde aus Brühl und Ketsch für ein gemeinsames neues Logo.
Auch die ökumenische Nachbarschaftshilfe in Brühl erhält ein passendes Logo.
2013 Das Jubiläumsjahr
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Adresse Kirche
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Kirchenstr. 3
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Adresse Gemeindezentrum
Gemeindezentrum Rohrhof
Hockenheimer Str. 3
68782 Brühl